Es ist der 5. Oktober 2021 und es erreicht mich nachmittags die Nachricht vom Tod meines, wie ich ihn nenne, ersten Mentors Tom Dallüge. Die Nachricht trifft mich tief in meinem Herzen. Die Bilder sind plötzlich präsent, von der Moderationsausbildung in Berlin in 2010 und einem intensiven und für mich prägenden Weg. Ich komme zum ersten Mal mit systemtheoretischen Konzepten in Berührung und merke, wie sehr mich diese Art der Beobachtung irritiert und auch reizt. Das Denken, die Gedanken, die Wirklichkeiten. Alles verliert – noch sehr vernebelt –  diese handfeste und verlässliche Bedeutung und eröffnet einen neuen unbekannten Entdeckungsraum.

Tom ist es, der mir sagte: Wenn du weitergehen willst auf diesen Pfaden, dann beißt du in den „Apfel der Sehenden“ und das ist nicht immer leicht. Es gibt jedoch keinen Weg zurück.

Ich erinnere ihn als Denker, je komplexer desto spannender. Einer, der gerne experimentierte und die Dinge geschehen ließ. Der uns später zu Workshops einlud, in denen wir Worte dekonstruierten, um etwas Neues daraus zu machen, um Bedeutungen zu hinterfragen und neu zu erforschen. Das Neue, das Unbekannte, komplex, spielerisch und mit Laune, so durfte es sein. Das was ist, auf den Kopf stellen und noch mehr und darüber lachen, was man so entdeckte und glaubte zu wissen. 

Er malte die schönsten Flipcharts und brachte das Gesagte präzise in Bildern unter. Er wies mir den Weg zu Simon, Weber und Friends. Er wies mir den Weg zu netten neuen Kollegen im Beratungsumfeld in Köln. Er war ein Entdecker, ein Unterstützer, er sah unsere inneren Konflikte, er sah unsere Potentiale, er war ein Mentor, auch wenn er sich selbst nicht so bezeichnete. Einer, dem man schnell vertraute und sich anvertrauen konnte, weil man spürte, er hört zu, er fordert und er fördert und hält dabei eine natürlich Distanz.

Diese Erinnerungen bleiben. Ich bin dankbar. Dankbar auch für die vielen Begegnungen, die aus diesen Kontexten entstanden.

Abschied von Tom 
Köln, am 05.10.2021

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