Ich veröffentliche diesen Liebesbrief an mein Herz, den ich schon vor langer Zeit in meinem Notizbuch notiert hatte. Eine Erinnerung an die Verbundenheit statt die Trennung. Unser Körper und vor allem unser Herz geben uns die Signale, um auf uns zu achten, um uns zu verbinden. Jedoch haben wir gelernt diese Signale zu überhören und folgen lieber unserer Stimme im Kopf, die selten der bessere Ratgeber ist.
Liebes Herz.
Ich bin es und ich wollte mich bei dir melden.
Ich möchte mich bei dir entschuldigen.
Ich habe lange meine Bedürfnisse, meine innere Anspannung, meine Traurigkeit und meinen Schmerz geleugnet und unterdrückt. Ich habe es nicht zugelassen hinzuhören, wenn ich deine Stimme spürte. Es war mir wichtiger oder besser gesagt, ich glaubte, es war richtiger still zu halten, weiterzumachen, mich anzupassen, statt auf dich zu hören. Ich glaubte, ich wäre schwach, wenn ich dir folgte. Ich glaubte, ich würde nicht geliebt, wenn ich auf dich hörte. Ich glaubte, ich würde die anderen enttäuschen, wenn ich nach dir handelte.
Es erschien leichter einfach weiterzumachen. Beim nächsten Male würde ich vielleicht mehr auf dich hören, aber nicht jetzt. Ich glaubte, ich müsste vieles ertragen. Ich glaubte, meine Belange wären nicht so wichtig. Ich glaubte eben all das, was ich dachte.
Ich habe dich erst so richtig gehört, als du mich auf meine damalige Krebserkrankung aufmerksam gemacht hattest. Damals warst du laut und schnell, denn du wusstest, dass ich dich womöglich wieder überhöre.
Heute weiß ich, dass obiges nicht wahr ist. Ich habe dir Schmerzen zugefügt, indem ich dich immer wieder überging. Ich möchte mich aufrichtig bei dir entschuldigen. Dafür, dass ich dich nicht gesehen habe. Dafür, dass ich mich immer wieder von dir trennte. Danke für deine Treue. Danke für deine Musik. Danke für deine bedingungslose Liebe.
Ich höre dich und ich sehe dich.
Marijana
Köln, 09. November 2020